Literatur

Die folgenden Informationen über Bücher zum Thema «Ghetto» stammen zum grössten Teil aus einer kurzen Suche auf «weltbild.ch». Für einige Bilder mussten «amazon.com» bzw. «zvab.com» (für «Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher») aushelfen.
Da die Suche nicht systematisch war, ist die resultierende Liste zwangsläufig unvollständig.

Das Tagebuch von Mary Berg wurde in Amerika vor Ende des Zweiten Weltkriegs veröffentlicht und war der erste Augenzeugenbericht über das Leben im Warschauer Ghetto. Es beschreibt eindringlich den vergeblichen Versuch, sich möglichst lange einen normalen Alltag aufrechtzuerhalten, in den aber nach und nach Hunger, Krankheit und Tod Einzug hielten. Es dokumentiert, wie die Nazis 1942 die »Grosse Aktion« starteten, die zur schrittweisen Auflösung des Ghettos führte, und wie die ersten Berichte über Deportationen ins Vernichtungslager Treblinka die zurückgebliebenen Bewohner erschütterten. Es schildert die Gewissenbisse von Mary Berg, die 1943, kurz vor dem blutigen Aufstand im Warschauer Ghetto, mit ihren Eltern und der jüngeren Schwester fliehen kann, aber Freunde und Familienangehörige zurücklassen muss.
Mary Berg gelingt es, die 12 kleinen Notizblöcke 1944 nach Amerika zu schmuggeln. Ihr Tagebuch gewährt dem Leser einen zutiefst persönlichen Einblick in den Holocaust und die Schuldgefühle einer Überlebenden. Ein erschütterndes Zeitdokument – erstmals in deutschsprachiger Buchfassung.
Mary Berg, geborene Miriam Wattenberg, kam 1924 in Lodz zur Welt. Aufgrund des deutschen Überfalls auf Polen floh die Familie 1939 nach Warschau und wurde 1940 ins Warschauer Ghetto interniert. Ihr erster Tagebuch-Eintrag datiert vom 10. Oktober 1939, ihrem 15. Geburtstag, der letzte vom 15. März 1944. Er dokumentiert die erfolgreiche Flucht und die Ankunft der Familie in New York. Mary Berg starb im April 2013.

2019, 342 Seiten, Gebunden, Deutsch
Verlag: Orell Füssli
ISBN-10: 3280057132
ISBN-13: 9783280057131
Erscheinungsdatum: 20.09.2019

In diesem Buch gibt es übrigens eine Passage, in der das Verbot von Radios explizit erwähnt ist. Ich zitiere sie unten:

Trotz der diversen Verbote werden viele Dinge im Ghetto so wie auch auf der ansehen Seite gemacht, die bei Todesstrafe untersagt sind. Genau genommen ist alles verboten. Es ist verboten, eine Zeitung zu drucken, die nicht vorher von den Nazis zensiert wurde, Heimatlieder zu singen, Gottesdienste oder Schulen zu besuchen, öffentliche Parks zu betreten, mit dem Zug zu fahren, Radios, Telefone oder Grammofonplatten zu besitzen – kurz gesagt, es ist verboten, zu leben! Und doch leben wir, trotz der Nazis, und hoffen, dieses Sklavenregime irgendwie zu überleben. (S. 107)

(vgl. „Radioverbot“ bei Lou)


Das folgende Buch ist 1961 polnisch, dann 1993 deutsch bei Reclam Leipzig erschienen. Auf weltbild.de habe ich nur die englische Version gefunden:

  «In the evening I had to prepare food and cook supper, which exhausted me totally. In politics there’s absolutely nothing new. Again, out of impatience I feel myself beginning to fall into melancholy. There is really no way out of this for us.» This is Dawid Sierakowiak’s final diary entry. Soon after writing it, the young author died of tuberculosis, exhaustion, and starvation–the Holocaust syndrome known as «ghetto disease.» After the liberation of the Lód’z Ghetto, his notebooks were found stacked on a cookstove, ready to be burned for heat. Young Sierakowiak was one of more than 60,000 Jews who perished in that notorious urban slave camp, a man-made hell which was the longest surviving concentration of Jews in Nazi Europe.
The diary comprises a remarkable legacy left to humanity by its teenage author. It is one of the most fastidiously detailed accounts ever rendered of modern life in human bondage. Off mountain climbing and studying in southern Poland during the summer of 1939, Dawid begins his diary with a heady enthusiasm to experience life, learn languages, and read great literature. He returns home under the quickly gathering clouds of war. Abruptly Lód’z is occupied by the Nazis, and the Sierakowiak family is among the city’s 200,000 Jews who are soon forced into a sealed ghetto, completely cut off from the outside world. With intimate, undefended prose, the diary’s young author begins to describe the relentless horror of their predicament: his daily struggle to obtain food to survive; trying to make reason out of a world gone mad; coping with the plagues of death and deportation. Repeatedly he rallies himself against fear and pessimism, fighting the cold, disease, and exhaustion which finally consume him. Physical pain and emotional woe hold him constantly at the edge of endurance. Hunger tears Dawid’s family apart, turning his father into a thief who steals bread from his wife and children.
The wonder of the diary is that every bit of hardship yields wisdom from Dawid’s remarkable intellect. Reading it, you become a prisoner with him in the ghetto, and with discomfiting intimacy you begin to experience the incredible process by which the vast majority of the Jews of Europe were annihilated in World War II. Significantly, the youth has no doubt about the consequence of deportation out of the ghetto: «Deportation into lard,» he calls it. A committed communist and the unit leader of an underground organization, he crusades for more food for the ghetto’s school children. But when invited to pledge his life to a suicide resistance squad, he writes that he cannot become a «professional revolutionary.» He owes his strength and life to the care of his family.

1998, Englisch
Verlag: Oxford University Press
Erscheinungsdatum: 14.05.1998


Das Tagebuch von Janusz Korczak scheint im Moment nicht mehr erhältlich zu sein. Es kann aber unter https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00051827_00001.html online gelesen werden.

Janusz Korczak, Arzt, Schriftsteller und Erzieher, wurde 1878 in Warschau unter dem Namen Henryk Goldszmit geboren. 1942 wurde er in Treblinka gemeinsam mit seinen Schutzbefohlenen ermordet. Janusz Korczak stammte aus jüdisch-bürgerlichem Hause, war aber schon früh mit dem »Warschauer Elend« vertraut.

119 Seiten
ISBN 10: 3525335792 ISBN 13: 9783525335796
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht, 1996


"Les Vrais Riches" ist zur Zeit offenbar nur gebraucht erhältlich, z.B. über "amazon.com".
Hier gibt es das ganze Vorwort zum Lesen.

«Les vrais riches» – Notizen am Rand. Ein Tagebuch aus dem Ghetto Lodz. (Mai bis August 1944). Aus dem Jiddischen von Ester Alexander-Ihme, dem Polnischen von Andrzej Bodek, dem Englischen von Irmgard Hölscher und dem Hebräischen von Ronen Reichmann. Mit der Reproduktion der gesamten Handschrift. (= Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, Bd.13).

165 Seiten
Loewy, Hanno und Andrzej Bodek (Hrsg.):
Verlag: Leipzig, Reclam Verlag,, 1997
ISBN 10: 3379015822 / ISBN 13: 9783379015820


Ein erschütterndes Zeitdokument
Im Ghetto von Lodz schreibt die damals 14-jährige Rywka Lipszyc ein Tagebuch. Während ihre Familie und die Welt um sie herum auseinanderbrechen – die Eltern sterben an Hunger und Auszehrung, Bruder und Schwester werden deportiert -, versucht Rywka ihrem Leben einen Sinn zu geben. Sie ist ein gläubiges junges Mädchen, im Schreiben sucht sie vor allem Trost und Rettung. Neugierig und wach blickt sie in die Welt; ihre Tagebucheinträge zeigen einen unverstellten Blick nicht nur auf das tägliche Leben und Überleben im Ghetto, sondern schildern zugleich das Ringen ums Erwachsenwerden in einem von Entbehrungen und Unterdrückung beherrschten Umfeld. Von Oktober 1943 bis April 1944 notiert Rywka Neuigkeiten, Empfindungen, Träume und Gefühle – ein berührendes Dokument.
Das Tagebuch von Rywka Lipszyc wurde im Frühjahr 1945 bei der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz entdeckt, verschwand dann aber im Nachlass einer russischen Ärztin. Wie durch ein Wunder wurde es 1995 wiederentdeckt und 2014 in den USA erstmals veröffentlicht.
«Ich weiss nicht, wie es weitergehen soll. Ach, es ist so schwer … In meiner Fantasie sehe ich verschiedene Bilder, verschiedene, und selbst wenn ein gutes darunter ist, in dem ich etwas Trost finde, dann finde ich erst recht keinen Platz für mich. Ich bin so erschöpft …»

2015, 237 Seiten, Gebunden, Deutsch
Verlag: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag
ISBN-10: 3633542744 ISBN-13: 9783633542741
Erscheinungsdatum: 24.10.2015


Im Ghetto Litzmannstadt (=Lodz) waren insgesamt über 200’000 Menschen eingesperrt, die meisten von ihnen wurden in Kulmhof und Auschwitz ermordet. Mit den Tagebüchern Jakub Poznanskis liegt einer der wichtigsten zeitgenössischen Texte zum Leben und Sterben in Litzmannstadt erstmals in deutscher Übersetzung vor. Zwischen 1941 und 1945 notiert der Autor eine Vielzahl von Details: vom Ghettoalltag und der Zwangsarbeit über die Deportationen in die Vernichtungslager bis hin zur Befreiung.

2011, 354 Seiten, Gebunden, Deutsch
Verlag: Metropol
ISBN-10: 3863310152 ISBN-13: 9783863310158


Als Adam Czerniakow am 23.9.1939 zum Vorsitzenden der Warschauer Jüdischen Kultusgemeinde ernannt wurde, war er sich der Schwere der Aufgabe bewusst, aber er ahnte nicht, welche Bürde, welch übermenschliche Anstrengungen ihm dieses Amt auferlegen würde. In winziger Schrift notierte er fast drei Jahre lang, was er sah, was er miterlebte, was er tat. Sein Tagebuch ist ein einzigartiges Dokument der Machtlosigkeit gegenüber der deutschen Schreckensherrschaft, aber auch des Muts und der Menschlichkeit in einer ausweglosen Lage. Als Czerniakow erkannte, dass all seine Bemühungen fruchtlos waren und er gezwungen wurde, die Deportationen in die Todeslager selbst zu organisieren, nahm er sich das Leben.

2013, XXIV, 312 Seiten, 14 Abbildungen, Taschenbuch, Deutsch
Verlag: Beck
ISBN-10: 3406629490 ISBN-13: 9783406629495
Erscheinungsdatum: 12.02.2013


Der hoffnungslose Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto 1943 steht im Brennpunkt dieses erschütternden Augenzeugenberichts. Wladyslaw Bartoszewski zeichnet aufgrund von zeitgeschichtlichen Dokumenten und persönlichen Erlebnissen ein authentisches Bild der unvorstellbaren Ereignisse im größten Ghetto der von deutschen Truppen besetzten Gebiete. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

[Mit der Klammerbemerkung ist wahrscheinlich meine abgebildete Ausgabe gemeint, denn die ist älter als die heute erhältliche.]

139 Seiten, Taschenbuch, Deutsch
Verlag: FISCHER Taschenbuch
ISBN-10: 3596304121 ISBN-13: 9783596304127
Erscheinungsdatum: 15.05.2015


Calel Perechodnik wurde am 8. 9. 1916 in Warschau als Sohn jüdischer Eltern geboren. Im Anschluß an sein Agronomiestudium in Frankreich kehrte er 1937 nach Polen zurück. 1938 heiratete er und zog nach Otwock, einer Kleinstadt in der Nähe Warschaus. Nach der Errichtung der Ghettos wurde er 1941 Ghetto-Polizist. Seine in diesem Buch vorliegenden Erinnerungen schrieb er 1943 in seinem Warschauer Versteck nieder. Beim Warschauer Aufstand 1944 verbrannte er in einem Bunker.
Die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie ist durch einen besonders perfiden Aspekt gekennzeichnet: Sie benutzte systematisch Juden als Mittäter des Holocaust, sie machte Opfer zu Tätern.
Calel Perechodnik ist einer von denen, die sich zu Komplizen der Nazis machen ließen. Er meldete sich freiwillig als Ghetto-Polizist. Doch seine Hoffnung, dadurch Frau und Kind zu retten, erweist sich als trügerisch.

2015, 1. Auflage, 304 Seiten, Deutsch
Verlag: Klampen, Dietrich zu
ISBN-10: 3866744420 ISBN-13: 9783866744424
Erscheinungsdatum: 31.03.2015


Fussball «im Wartesaal des Todes»: Die NS-Propaganda stellte das Lager Theresienstadt, nördlich von Prag gelegen, als «jüdisches Siedlungsgebiet» dar. Tatsächlich war es eine Zwischenstation zur Deportation in die Vernichtungslager. Schwer vorstellbar – aber es gab dort über zwei Jahre eine Fussballiga auf hohem Niveau und mit grossen Zuschauerzahlen. Das von der jüdischen Selbstverwaltung im Lager organisierte Kultur- und Sportleben lässt sich nicht als Ablenkungsaktion der NS-Propaganda abtun. Überlebende betonten immer wieder, dass Fussballspielen oder Zuschauen einen «Augenblick der Menschlichkeit» darstellte, in dem man sich als Individuum habe fühlen können. Frantisek Steiner verfasste unter Mitarbeit von Zeitzeugen eine berührende Geschichte des Fussballs im Lager Theresienstadt. Stefan Zwicker hat sie übersetzt, ausführlich erläutert, ergänzt und mit einem Kommentar in den Stand der Forschung eingeordnet. Das Buch ist ein beeindruckendes Zeugnis, wie der Fussball Mut zum Weiterleben machen konnte.

2017, 196 Seiten, 54 Schwarz-Weiss-Abbildungen, Kartoniert (TB), Deutsch
Verlag: Schöningh
ISBN-10: 3506786261 ISBN-13: 9783506786265
Erscheinungsdatum: 02.10.2017


  Ein Zeugnis von unglaublichem Mut
Was vermag ein einzelner Mensch gegen die Grauen einer ganzen Epoche auszurichten? Eine Menge, wie die wahre Geschichte Irena Sendlers zeigt: Warschau, 1942. Als Sozialarbeiterin hat die junge Polin Zugang zum hermetisch abgeriegelten Ghetto. Was niemand weiss: Sie geht von Tür zu Tür, um verzweifelten Eltern ihre Hilfe anzubieten und ihre Kinder vor der Deportation und dem sicheren Tod zu retten.
Unter abenteuerlichsten Umständen schmuggelt Irena nach und nach über 2500 Kinder aus dem Ghetto – in Säcken, Kisten und Särgen, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle. Mit gefälschten Papieren gibt sie den Kindern eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, bei Freunden, in Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Die Namen der geretteten Kinder notiert sie und vergräbt die Liste unter einem Apfelbaum. Selbst als die Gestapo sie fasst und foltert, gibt sie ihr Geheimnis nicht preis und überlebt wie durch ein Wunder. Die Geschichte einer fast vergessenen Heldin – neu erzählt auf der Gundlange jahrelanger Recherchen und Interviews mit Überlebenden. Zutiefst berührend, spannend wie ein Roman und zugleich unglaublich inspirierend.

2017, 432 Seiten, Deutsch
Verlag: Random House ebook
ISBN-10: 3641165709 ISBN-13: 9783641165703
Erscheinungsdatum: 20.03.2017


  «Kriminalität» und «Recht» in nationalsozialistischen Ghettos
Dieses Thema verblüfft vielleicht auf den ersten Blick, dachte man doch, die verfolgten Juden Europas lebten in einem rechtsfreien Raum, in dem absolute Willkür herrschte. Tatsächlich aber entwickelte sich in den Ghettos eine eigene Rechtssphäre.
Am Beispiel der Ghettos Warschau, Litzmannstadt und Wilna beschreibt Svenja Bethke, auf welche Weise die jüdischen Instanzen bemüht waren, das Recht als Instrument des Schutzes der Gemeinschaft und der Aufrechterhaltung einer internen Moral einzusetzen. Sie schildert die tragische Chancenlosigkeit und den letztlich aussichtslosen Versuch einer Anpassung an erzwungene Lebensverhältnisse.
Svenja Bethke zeichnet ein vielschichtiges Bild der Ghettogemeinschaft, die nicht einfacheine solidarische Opfergemeinschaft war, die als Kollektiv ums Überleben kämpfte, sondern eine sozial heterogene, unterschiedliche Interessen verfolgende Zwangsgemeinschaft.

2015, 317 Seiten, Kartoniert (TB), Deutsch
Herausgegeben von Wildt, Michael; Baberowski, Jörg; Greiner, Bernd
Verlag: Hamburger Edition
ISBN-10: 3868542957 ISBN-13: 9783868542950
Erscheinungsdatum: 15.09.2015


Das KZ Theresienstadt war Durchgangslager für über 140 000 Gefangene. Benjamin Murmelstein rettete als einzig überlebender Judenältester des Konzentrationslagers vielen Tausend Menschen das Leben. Seine detaillierte, der Wahrheit verpflichtete Schilderung dieser Zeit ist ein unersetzliches Zeitzeugnis und liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor.
Nach Stationen in der jüdischen Wiener Auswanderungsabteilung und Mitglied des Judenrates kam der Rabbiner Benjamin Murmelstein Anfang 1943 in das von der NS-Propaganda als Juden- bzw. Altersghetto beschönigte KZ.
Sein Buch über Theresienstadt, das 1961 in seiner späteren Heimat Italien erschien, ist auch eine Verteidigung seiner Person. Wiederholt wurde ihm nach Kriegsende der Vorwuf der Kollaboration gemacht – von dem er allerdings bereits in den 50er-Jahren freigesprochen wurde.
Dennoch durfte er beim Eichmann-Prozess 1961 nicht aussagen, er wurde vonseiten Israels mehrfach angegriffen und der Grossrabbiner von Rom verweigerte ihm nach seinem Tod das Totengebet. Zu Recht bezeichnete er sich als «Der letzte der Ungerechten» – einen Titel, den Dokumentarfilmer und «Shoah»-Regisseur Claude Lanzmann auch für seinen 2013 ausser Konkurrenz in Cannes über Murmelstein gezeigten Film wählte.

2014, 1. Auflage, 296 Seiten, Deutsch
Verlag: Czernin Verlag
ISBN-10: 3707605116 ISBN-13: 9783707605112
Erscheinungsdatum: 22.09.2014


Nur durch einen Zufall fand Ingelene Rodewald zwischen Einbanddeckel und Bezug eines alten Fotoalbums die Bilder – Aufnahmen aus dem Warschauer Ghetto um 1941. Die Fotos von Alltag und Elend im «Jüdischen Wohnbezirk» hatte ihre Tante Helmy Spethmann, die als Krankenschwester im Reserve-Kriegslazarett Warschau Dienst tat, heimlich gemacht und bis zu ihrem Tod niemandem gezeigt. Ihre Nichte vollzieht die Lebensstationen ihrer Tante nach, von ihrer Herkunft aus einer fortschrittlich denkenden Eckernförder Familie über die Tätigkeit als Krankenschwester im Ersten Weltkrieg bis zu ihrem Einsatz in Warschau, und nähert sich behutsam ihren Beweggründen, die «verbotenen Fotos» zu machen. Sie macht die Dokumente aus dem Leben einer Lazarettschwester und die erschütternden Aufnahmen aus dem Warschauer Ghetto hier erstmals umfassend zugänglich.

2014, 104 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Gebunden, Deutsch
Verlag: Husum
ISBN-10: 3898767523 ISBN-13: 9783898767521


Warschauer Ghetto, Mai 1942. Eine Zeit äusserster Not. Bereits anderthalb Jahre zuvor musste Korczaks Waisenhaus ins Ghetto übersiedeln. Das lichtdurchflutete Haus in der Krochmalna, das Recht auf eigenen Raum und Bewegung, die fröhlichen Sommerkolonien all dies scheint jetzt nur noch ein Traum. Korczak und seine Mitarbeiter sind verzweifelt. Wie unter diesen Umständen Ruhe bewahren? Wie Trost und Zuversicht spenden? Im Traum kommt Korczak die Idee, die Kinder ein Theaterstück des indischen Dichters Rabindranath Tagore aufführen zu lassen. Während der alte Doktor im Ghetto um Lebensmittel für seine Kinder bettelt, üben diese unter Anleitung Fräulein Esthers ihre Rollen ein, vergessen dabei Krankheit und Hunger
Eine ergreifende Hommage an die Zöglinge und Mitarbeiter des Dom Sierot, Menschen wie die 12-jährige Genia, denen der Traum vom Theater wenn auch nur für wenige Stunden eine Flucht bot, in eine bessere Welt, oder wie Fräulein Esther, die selbst in der Stunde grossen Sterbensnicht versäumte, für die Schwächsten da zu sein, und die genau wie sie von einem schönen Leben träumte, einem Leben weder lustig noch leicht.

Autor: Adam Jaromir
2013, 124 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Gebunden, Deutsch
Verlag: Gimpel
ISBN-10: 3981130081 ISBN-13: 9783981130089


Arbeit heisst Leben! Diese Gleichung galt während des Zweiten Weltkriegs für die allermeisten Juden in den nationalsozialistischen Ghettos. Wer nicht arbeitete, war selten in der Lage, sich mit dem Überlebensnotwendigen zu versorgen. Aus der Perspektive der deutschen Besatzer waren diejenigen, die keiner Beschäftigung nachgingen, nur unnütze Esser und somit die Ersten, die sie in die Vernichtungslager deportierten. Arbeit nahm daher den zentralen Platz im Leben aller Ghettoinsassen ein. Der Sammelband schliesst eine Lücke in der Holocaust-Forschung. Er informiert umfassend über Ghettoarbeit, die hier erstmals in allen deutsch besetzten Gebieten Osteuropas separat untersucht wird. Er analysiert aus Sicht der Opfer und der Täter das Verhältnis von wirtschaftlichem Kalkül und Vernichtungsideologie, den Beitrag der Ghettos zur Besatzungs- bzw. Rüstungsökonomie, die verschiedenen Absichten der lokalen Machthaber und Institutionen hinsichtlich Ausbeutung und Ermordung ihrer Juden sowie kollektive und individuelle Überlebensstrategien. Für die Nachkriegsgeschichte der Ghettoarbeit wird zudem die Wiedergutmachung im Rahmen der so genannten Ghettorenten nach 2002 betrachtet. In einem interdisziplinären Ansatz wird sozialpsychologisch nach der Bedeutung «freiwilliger» Aspekte für die Lebenskonstruktionen bzw. Verfolgungsnarrative der Überlebenden gefragt und die heutige juristische Relevanz von damaliger Arbeitsmotivation, verschiedenen Arbeitsformen und deren Organisation gezeigt.

2013, 438 Seiten, mit Abbildungen, Kartoniert (TB), Deutsch
Hrsg. v. Jürgen Hensel u. Stephan Lehnstaedt
Verlag: Fibre Verlag
ISBN-10: 3938400927 ISBN-13: 9783938400920


So wie Auschwitz für den Massenmord an den europäischen Juden insgesamt steht, so ist Warschau sicherlich das Getto des Holocaust. Hier waren insgesamt knapp 500.000 Menschen eingepfercht, mehr als in jedem anderen Getto im deutsch besetzten Europa. Und hier leisteten die verfolgten Juden Widerstand gegen ihre deutschen Peiniger. Mehrere Wochen brauchte die SS, um den Aufstand der jüdischen Widerstandsorganisation im Frühjahr 1943 nieder zu schlagen. Eindringlich schildern Andrea Löw und Markus Roth die Geschichte des Gettos und seiner Menschen. Sie hungerten und wurden krank, sie litten und sie hatten Angst. Aber diese Menschen reagierten auf vielfältige Art und Weise auf Verfolgung und Erniedrigung. Viele von ihnen kämpften ohne Waffen ebenfalls einen heroischen Kampf, sie kämpften gegen Hunger und Krankheiten, für die Bildung ihrer Kinder, für ihr kulturelles Leben und um ihre körperliche und geistige Selbstbehauptung. Ihre Bemühungen, sich ein Leben zu organisieren, in dem es Kultur und Musik, Hilfe für andere, Liebe und Freundschaft gab, stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Dabei kommen die Verfolgten selbst durch Tagebücher und Erinnerungen ausführlich zu Wort. Erstmals erhalten die deutschen Leser so ein lebendiges Bild vom Alltag der Menschen im Getto.

2013, 240 Seiten, 9 Abbildungen, Taschenbuch, Deutsch
Verlag: Beck
ISBN-10: 340664533X ISBN-13: 9783406645334
Erscheinungsdatum: 12.02.2013


Die nationalsozialistischen Ghettos im Vergleich.
Die Lebensverhältnisse in den über 1.000 nationalsozialistischen Ghettos variierten stark: Manche waren geschlossen, andere offen, manche existierten über einen längeren Zeitraum, andere nur wenige Wochen oder Monate. Dieser Teil des nationalsozialistischen Unterdrückungsapparats und besonders das Verhalten der übergrossen jüdischen Mehrheit in den Ghettos ist bislang nur teilweise erforscht. Die Autorinnen und Autoren untersuchen verschiedene Aspekte des Lebens der jüdischen Bevölkerung und tragen damit zu einem besseren Verständnis des Phänomens der Ghettos insgesamt bei.

2009, 288 Seiten, 10 Abbildungen, Kartoniert (TB), Deutsch
Herausgeber: Dieckmann, Christoph u. Quinkert, Babette
Verlag: Wallstein
ISBN-10: 3835305107 ISBN-13: 9783835305106


Simha Rotem, genannt Kazik, nahm als Jugendlicher am Warschauer Ghettoaufstand teil und ist der letzte noch lebende Kämpfer dieses epochalen jüdischen Widerstandskampfes. Er war 15 Jahre alt, als die NS-Armee in Polen einfiel, und 19, als der Aufstand am 19. April 1943 begann. Er organisierte die Flucht der letzten überlebenden Kämpfer aus dem brennenden Ghetto durch das Labyrinth der Abwasserkanäle. 1944 beteiligte sich Kazik am Warschauer Aufstand und bereitete anschliessend noch vor Kriegsende Fluchtwege nach Israel vor. Ohne nachträglich zu romantisieren oder zu verklären, beschreibt er die schier unvorstellbare Härte des Kampfes gegen die Nazis. Mit seinen Erinnerungen erfüllte er die innere Verpflichtung, Zeugnis abzulegen über «die Geschichte des polnischen Judentums in den Tagen der Vernichtung und des Widerstands».

[Simha Rotem ist 2018 mit 94 Jahren gestorben.]

2017, Neuausgabe, 208 Seiten, Deutsch
Verlag: Assoziation A
ISBN-10: 3862416267 ISBN-13: 9783862416264
Erscheinungsdatum: 30.11.2017


Bewegend wie das Tagebuch der Anne Frank
Als die Deutschen am 24. Juni 1941 die litauische Hauptstadt Wilna besetzen, ist Mascha dreizehn Jahre alt. So ungeheuerlich sind die Veränderungen, die ihre kleine Welt urplötzlich zerstören, dass sie beschliesst, die Ereignisse in einem Tagebuch festzuhalten. Im September kommen die Wilnaer Juden ins Ghetto, auch Mascha mit ihrer Mutter und den drei Geschwistern.
Unter widrigen Umständen dokumentiert sie das Geschehen und wird so zur Chronistin des Wilnaer Ghettos und der Zeit danach.

2014, 6. Aufl., 287 Seiten, 8 Abbildungen, Taschenbuch, Deutsch
Verlag: Rowohlt TB.
ISBN-10: 3499235552 ISBN-13: 9783499235559
Erscheinungsdatum: 01.03.2004


Boris Zabarko, selbst Überlebender des Ghettos von Schargorod hat 86 ergreifende und erschütternde Berichte von Überlebenden der Ghettos in der Ukraine gesammelt. In jedem der Berichte schwingt die Trauer und Klage mit: «Nur wir haben überlebt». Als Kinder oder Jugendliche wurden sie Zeugen, wie ihre Eltern, Geschwister und alle Familienangehörigen ermordet wurden. In ihren Berichten sagen sie: «Vielleicht erscheint dem einen oder anderen mein Bericht wie eine Aufzählung trockener Tatsachen, aber für mich sind das die Meilensteine meiner hungrigen, zertretenen Kindheit.» «Als ich ein Kind war, habe ich von einem Stück Brot und von der Freiheit geträumt. Ich träumte davon, eine echte Puppe im Arm zu halten. Aber mein Traum wurde nicht wahr.» Die Berichte enthalten Schilderungen der grausamen Morde. Sie zeugen aber auch vom übermächtigen Überlebenswillen der Kinder. «Mutter hielt mich ganz fest, drückte mich an sich und sagte: Wenn wir sterben, dann zusammen, damit du nicht leiden musst. Aber ich riss mich los, sprang durchs Fenster in den Garten und entkam.» Der Leser erhält Informationen über die Schwierigkeiten der Flucht, des Untertauchens und der Rettung durch Menschen, die ihr Leben und das Leben ihrer Familien riskierten, um diese gejagten, gequälten und verzweifelten Juden zu retten, und sei es nur für eine Nacht. Die mahnende Erinnerung ist die Triebfeder für diese Zeitzeugenberichte. «Möge meine Erzählung dem ewigen und leuchtenden Andenken an die unschuldigen Opfer dienen, die in den Gräbern ruhen. Natürlich lässt sich damit die tiefe Traurigkeit nicht heilen, die für immer in unserem Gedächtnis, in unseren Herzen wohnen wird.»

2016, 1. Auflage., 291 Seiten, Gebunden, Deutsch
Herausgegeben von Zabarko, Boris
Verlag: Dittrich, Berlin
ISBN-10: 3943941647 ISBN-13: 9783943941647


CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=577969

In dieser Karte sind nur einige der von den Deutschen eingerichteten Ghettos in Polen und der Sowjetunion eingetragen, nicht die in Ungarn und der Tschechoslowakei.

Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Ghettos_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus