Biedermeier

Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848)

Der Weiher (1844)

Er liegt so still im Morgenlicht,
So friedlich, wie ein fromm Gewissen;
Wenn Weste seinen Spiegel küssen,
Des Ufers Blume fühlt es nicht;
Libellen zittern über ihn,
Blaugoldne Stäbchen und Karmin,
Und auf des Sonnenbildes Glanz
Die Wasserspinne fahrt den Tanz;
Schwertlilienkranz am Ufer steht
Und horcht des Schilfes Schlummerliede;
Ein lindes Säuseln kommt und geht,
Als flüstr› es: Friede! Friede! Friede! –

Eduard Mörike (1804 – 1875)

Er ist’s (1829)

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab› ich vernommen!

Quellen:

https://www.deutschland-lese.de/streifzuege/gedichte/fruehlingsgedichte/er-ists/, 30.08.21